夏日南亭懷辛大
Meng Haoran 孟浩然 (ca. 689–740)
山光忽西落,池月漸東上。 散發乘夕涼,開軒臥閒敞。 荷風送香氣,竹露滴清響。 欲取鳴琴彈,恨無知音賞。 感此懷故人,中霄勞夢想。
Mondnacht. Aus der Sammlung Thang-Schi-Yie-Tsai Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 64.
Hinter der schroffen Felsenklippe sinkt Das goldene Gestirn des Tags zur Ruh, Aus feuchtem Tale steigt der Mond herauf. Ich schlage meines Wagens Dach zurück, Mit unbedecktem Haupte lenke ich Mein weißes Pferd durch schöne, kühle Nacht. O Welt um mich herum ! Ein feiner Wind Bringt mir den Duft von unbekannten Blumen, Der Tau liegt perlend auf dem Wiesengras. Du meine Laute, hätt ich jetzt dich hier ! Wie wollte ich dich rühren, um den Stimmen Der Nacht zu künden, daß ich sie versteh. Mein Herz ist voll von unbestimmter Sehnsucht, Wie wär ich selig, wenn ich singen dürfte, – O meine Laute, hätt ich jetzt dich hier !
Geschrieben in Erwartung eines Freundes, der nicht kam Otto Hauser (1876–1944)
— in: Hauser, Otto. Chinesische Gedichte aus der Han-, Tang- und Sung-Zeit. Übersetzt und eingeleitet von Otto Hauser, Aus fremden Gärten 58. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1917. p. 11.
Hinter den Westhöhn sank der Sonnenball, Dunkel erfüllt die Täler überall. Kalt durch die Fichten scheint der Mond der Nacht, Nichts hört das Ohr als Wind und Quellenfall. Schon kehrten heim die Fälle aus dem Wald, Der Vogel sucht sein Nest, der Nebel wallt. Jetzt tritt die Braut in ihre Kammer ein; MIt meiner Laute wart' ich hier allein.
Abend Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 19.
(Mong-Kao-Jen erwartet seinen Freund den Dichter Ting-Kong am Yin-chy-Berge.) Die Sonne sinkt und verschwindet hinter den hohen Bergen; Die Täler verlieren sich in den Schatten des Abends; Der Mond steigt auf zwischen den Fichten und bringt erfrischende Kühle mit, Der Wind weht und das Rauschen des Baches erfüllt meine Ohren mit lauterem Klang. Der Holzhauer sucht sein Lager auf, um neue Kräfte zu gewinnen, Der Vogel wählt seinen Zweig und sitzt in regungsloser Ruhe. Ein Freund hatte mir versprochen zu kommen und an dieser Stelle mit mir die Schönheit der Nacht zu genießen. Ich nehme meine Laute und wandle einsam ihn zu erwarten auf grasbedecktem Pfade.
Schöne Nacht. Aus der Sammlung Thang-Schi-Yie-Tsai Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 93.
Am Bergesgipfel sinkt rasch das strahlende Tagesgestirn gen Westen zu, Aus dem feuchten Tale steigt langsam der Mond im Osten auf. Mit unbedecktem Haupt lenk ich mein Pferd durch die wohlige Kühle der Nacht; Ich schlage das Dach meines Wagens zurück und mache Halt und schaue mich um. Ein sanfter Wind trägt mir einen Lufthauch von Düften zu, Der Tau perlt auf dem Bambus; ein klares Echo wiederholt die Töne. Ach hätte ich meine Laute bei mir! Wie drängt es mich, den Stimmen der Nacht zu antworten; Denn so kann der Mensch, wenn das Herz ihm voll ist, Im Dunkel der Nacht seine träumende Sehnsucht stillen.
Stelldichein Elisabeth Oehler-Heimerdinger (1884–1955)
— in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 59.
Fern am Abendhügel Geht die Sonn zu Tal, Auf der Seen Spiegel Dunkelt's auf einmal. Mondschein in den Föhren Bringt die kühle Nacht, Rauschen kann ich hören Wind und Quelle sacht. Heimwärts trug vom Walde Man die letzte Last, Auch die Vöglein balde Ruhn auf ihrem Ast. Doch mein Lieb vertraute Mir: >> Ich komm zur Nacht.<< Einsam mit der Laute Halt am Weg ich Wacht.
No title ("Das Licht über den Bergen") Adolph Schulze , Jitong Chen (1851–1907)
— in: Rheden, Peter (ed.). Chinesisch-deutsche Gedichte. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Zweiter Teil: Zweites ausführliches Literaturverzeichnis – Mit Zitaten zu den Kapiteln: Chinesische Poesie, Literatur, Kultur, Gymnasial-Programm-Abhandlung aus dem XXIX. Jahresbericht des f.b. Vinzentinums in Brixen, Südtirol. Brixen: Verlag des f. b. Vinzentinums, 1904. p. 56.
Das Licht über den Bergen Verdunkelt sich nach und nach im Westen Und sanft im Osten steigt der Mond empor. Ich löse mein Haar auf Und öffne weit die Fenster, Die frische Nachtluft einzulassen. Der schmeichelnde Wind trägt mir den süßen Duft Der Wasserrosen zu Und von den Bambusblättern hör' ich fallen Tropfen für Tropfen den Tau. Ich wollte meine Laute nehmen Und spielen. Aber, ach! Niemand kann mich hören noch verstehen. Das macht, weil du In meinen Träumen und Gedanken schwebst, Bei Tage und bei Nacht.
Eines Freundes Gedanken am Sommertag Hotsang Siau-Mun-Tsin , Theodor Schultz-Walbaum (1892–1977)
— in: Siau-Mun-Tsin, Hotsang. Lieder der Ferne und der Weisheit. Chinesische Lyrik aus dreihundert Gedichten der Tang-Dynastie. Bremen: Angelsachsen-Verlag, 1923. p. 14.
Glühendes Rot des Gebirgs neigt sich im Westen. Teichmond im Osten steigt und hütet die Nacht. Löse mein Haar, lasse der Dämmerung Kühle spielen im Haar. Trage mein Zimmer leer, lege mich nieder. Duft des Lotos weht der Wind zu mir her. Reif des Bambus rieselt in zartem Fall. Nehme die Leier, aber sie klingt nicht. Niemand lauscht dem Sinn meines Spiels. Deiner gedacht ich da. Im wachen Traum nun gleit ich schlaflos dahin.