送別 “下馬飲君酒”
Wang Wei 王維 (701–761)
下馬飲君酒,問君何所之。 君言不得意,歸臥南山陲。 但去莫復問,白雲無盡時。
Der Abschied des Freundes Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 19.
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1920. p. 19.
— in: Jaspert, Reinhard (ed.). Lyrik der Welt. Ausland. Berlin: Safari-Verlag, 1948.
— in: Braun, Felix. Die Lyra des Orpheus. Lyrik der Völker in deutscher Nachdichtung. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 1952. p. 32.
— in: Jaspert, Reinhard. Lyrik der Welt. Dichtungen des Auslands. Berlin: Safari-Verlag Carl Boldt, 1955. p. 112.
Ich stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk Des Abschieds dar. Ich fragte ihn, wohin Und auch warum er reisen wolle. Er Sprach mit umflorter Stimme: Du mein Freund, Mir war das Glück in dieser Welt nicht hold. Wohin ich geh? Ich wandre in die Berge, Ich suche Ruhe für mein einsam Herz. Ich werde nie mehr in die Ferne schweifen, – Müd ist mein Fuss, und müd ist meine Seele, – Die Erde ist die gleiche überall, Und ewig, ewig sind die weissen Wolken...
Ein Abschied Hans Böhm (1876–1946)
— in: Böhm, Hans. Lieder aus China. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Mit siebzehn Zeichnungen von Rudolf Grossmann. München: Verlagsbuchhandlung Georg D. W. Callwey, 1929. p. 22.
Ich stieg vom Pferd, ihn einmal noch zu sehn: Wo willst du hin? warum nur willst du gehn? Er sprach: Ich hatte in der Welt kein Glück, Zu meinen Bergen kehr ich nun zurück, Zum Frieden, den ich immer dort erfuhr; Denn ewig gleich ist die Natur, Ewig sind die weißen Wolken.
Abschied Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 41f.
Kinder, macht mir's nicht schwer! Ich geh. Laßt uns ein kleines Trostwort frommen! Sprechen wir nur vom Wiederkommen! Es geht ja nicht über Land und See. Zeit ist es worden, Abschied zu nehmen. Weint nicht! Auch mir ist das Weggehn schwer. Da – meine Hand! Kommt alle her! Lebt wohl! Lebt wohl! Man muß sich bequemen. Seht, wie der Staub wölkt! Algen stehn auf den Wassern, rötlich beschienen. Ihr auch seid da von meinen Salinen! Was kann mir, ihr Treuen, noch Arges geschehn? Wen seine Leute lieben, sei froh! Passet auf's Haus mir! Schonet die Rinder! Lebt wohl, ihr Weiber! Gebt acht auf die Kinder! Friede mit euch! Ich freue mich so. – Er ging. Ich lausche dem Ruf des Fasans. Die Ruhe! Nun will ich bei Lampenschein lesen. Er hat ein so männlich gefestigtes Wesen, und doch –– er weinte! Wir alle sahn's. Ging er auch weit weg, man kann ihn erreichen. Überall ist er vom Himmel umblaut. Horch! Der Storch auf dem Dachfirst baut klappernd sein Nest. Ein freundliches Zeichen.
Abschied von einem Freunde (1905) Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 17f.
Ich stieg vom Pferd, bot ihm den Abschiedstrunk Und fragte ihn nach dem Ziel und Zweck seiner Fahrt. Er sprach: Ich hatte kein Glück in der Welt Und ziehe mich nach meinen San-chan-Bergen zurück, um Ruhe dort zu finden. Ich werde nicht mehr in die Ferne schweifen, Denn die Natur ist immer dieselbe, und ewig sind die weißen Wolken.
Ein Abschied Wilhelm Stolzenburg (1879–1938)
— in: Stolzenburg, Wilhelm. Östlicher Divan, Umdichtungen chinesischer Dichter. Baden: Ferdinant Acker in Wolfach, 1925.
Ich sah ihn schon auf seiner Strasse gehn. Ich rief vom Pferd: lass dir ins Auge sehn! Du darfst nicht ohne Abschiedstrunk von hinnen. Verweile noch. Lass uns ein kleines sinnen. Er sprach: für mich ist deine Müh vertan, ich zog die scharfen Wanderschuhe an. Mit dieser habe ich befreiter Hand, verlass ich das von euch verlärmte Land. Ich weiss: dort in den nebelfreien Fernen, find ich mich wieder unter Bäumen, unter Sternen.