Not determined 未定
by Li Bai 李白 (701–762)
Dynasty: Tang 唐 (618–907)
Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985.
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Hans Bethge (1876–1946): Die ewigen Lettern
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Indem ich Verse bilde, sehe ich Von meinem stillen Fenster aus dem Schwanken Der Bambussträucher in dem Winde zu. Wie aufgeregtes Wasser scheinen sie, Und das Geraschel in den Blättern klingt Fast wie das Rauschen hüpfender Kaskaden. Ich werfe meine Lettern aufs Papier, Sie sehen aus, als seien Pflaumenblüten Wirr durcheinander in den Schnee gestürzt. Der frische Duft der Mandarinenfrüchte Vergeht, wenn eine Frau sie allzu lange In ihres Kleides dunkeln Falten trägt. Der Reif erlischt, wenn ihn die Sonne anscheint, – Nur meine Lettern, die ich niederschreibe, Sind ewig, ewig! – Dieses weiß ICH, Li-Tai-Po.–
in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 39. –
in: Braun, Felix. Die Lyra des Orpheus. Lyrik der Völker in deutscher Nachdichtung. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 1952. p. 33f. -
Gottfried Böhm (1845–1926): Die ewigen Buchstaben
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Hinsinnend nach Versen schau ich auf nach schwankenden Bambusrohren. Sie gleichen der Wellen wogendem Lauf, Die spielend der Wind geboren. Die Blätter, die spitzig sich streifen all Und lispelnd Gesumm vertauschen, Nachahmen des Wassers Niederfall: Sein rinnendes, rollendes Rauschen. Hin lasse ich fallen auf's Papier Buchstaben halb wie im Traume, Von Ferne wohl scheint es, als stöben hier In den Schnee die Blüthen der Pflaume. Der köstliche Duft der Orange auch, Des Lieblings der Mandarinen, Verliert den lieblichen, süßen Hauch, Im Aermel golddurchschienen. Der schneeige, weiße Reif zerstiebt, Wenn wärmere Strahlen die Sonne gibt, Doch nimmer werden zerstieben: Buchstaben, die ich geschrieben!–
in: Böhm, Gottfried. Chinesische Lieder aus dem Livre de Jade von Judith Mendes. In das Deutsche übertragen von Gottfried Böhm. München: Theodor Ackermann, 1873. p. 123f. -
Klabund (1890–1928): Das ewige Gedicht
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Ich male Lettern, von der Einsamkeit betreut. Der Bambus wellt wie Meer. Aus Sträuchern fällt der Tau wie Perlenschnüre. Ich werfe Verse auf die leuchtenden Papiere, Als seien Pflaumenblüten in den Schnee gestreut. Wie lange währt der Duft der Mandarinenfrucht bei einem Weibe, Die sie in ihrer Achselhöhle trägt? Wie lange blüht im Sonnenschein der Schnee? Nur dies Gedicht, das ich hier niederschreibe, O daß es ewig, ewig, ewig steh!–
in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 66. –
in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 97.