送友人 “青山橫北郭”
Li Bai 李白 (701–762)
青山橫北郭,白水遶東城。
此地一為別,孤蓬萬里征。
浮雲遊子意,落日故人情。
揮手自茲去,蕭蕭班馬鳴。
Abschied vom Freunde Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 38.
Auf rauhen Pfaden durch das grüne Bergland
Gab ich dem Freunde das Geleit zum Norden
Hinauf, wo sich die große Mauer dehnt.
Dort schäumt ein Wasser und verliert sich silbern
Nach Osten hin. An jener Stelle war es,
Wo wir uns trennten mit bewegten Herzen.
Ich wandte mich und kehrte einsam wieder
Den Weg zurück; er kam mir endlos vor;
Der Himmel war bewölkt gleich meinem Sinn.
Bald schied die Sonne hinter dem Gebirge, –
Da fühlt ich tiefer noch und schmerzensreicher
Die Trennung von dem vielgeliebten Freund.
Auf dem Gestrüpp der Heide hob ich dann
Noch einmal meine Hand, das letzte Mal,
In jene Richtung, wo er mir entschwand.
Mit einem langen Wiehern rief mein Pferd
Nach meines Freundes Pferd ... Ein kleiner Vogel
Im Laubwerk nur gab seiner Sehnsucht Antwort.
Geleit Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Blüthen chinesischer Dichtung. Magdeburg: Commissionsverlag: Faber'sche Buchdruckerei, A. & R. Faber, 1899.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 42f.
Wo Berge grün die Stadt umziehn,
Non Norden her umschließen,
Und an der Oststadtmauer hin
Die weißen Wasser fließen,
Dort vor dem Tore ist der Ort
Des Scheidens uns bereitet.
Du schweifst in weite Ferne fort,
Von nun an unbegleitet.
Dein Sinn leicht wie die Wolke scheint,
Da dir die Ferne winket,
Dieweil daheim das Herz dem Freund,
Gleichwie die Sonne sinket.
Ein Händedruck noch, mein Genoß,
Eh' wir trennen müssen!
Mit lautem Wiehern scheint dein Roß
Zum Abschied mich zu grüßen.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 42f.
Geleit Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Das Blumenschiff. Berlin: Erich Reiss Verlag, 1921. p. 70.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 32.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 44.
Ich geb dir bis zum Ostertor
Das schmerzliche Geleite.
Du reitest in den Frühlingsflor.
Ich schreite, schreite, schreite.
Dort windet sich der Weg am Berg.
Du singst, indes ich schweige.
Du bist nur du, ich bin mein Werk.
Ich steige, steige, steige.
Dein Sinn ist leicht, wie Wolken sind,
Du fliegts durch tausend Reiche.
Dein Pferd ist schneller as der Wind.
Ich schleiche, schleiche, schleiche.
Leb wohl! Auf Wiedersehn – vielleicht:
Beim ewigen Lautenstimmer.
Du hast die Herberg bald erreicht,
Ich – nimmer, nimmer, nimmer.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 32.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 44.
Die grünen Berge türmen sich im Norden Richard Wilhelm (1873–1930)
— in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 129.
— in: Fink-Henseler, Roland W. (ed.). Brevier fernöstlicher Weisheit. Sprichwörter, Aphorismen und Gedichte aus Japan und China. Bayreuth: Gondrom Verlag, 1984. p. 138.
Die grünen Berge türmen sich im Norden,
Weiß schäumend braust der Strom nach jener Seite.
Sei stark mein Herz! Hier heißt es Abschied nehmen.
Einsam sein Schiff zieht bald nun in die Weite.
Wie Wolken gehn des Wandernden Gedanken,
Mir sinkt die Sonne nun zur dunklen Erde.
Wir reichen uns zum Abschied noch die Hände.
Laut wiehern durch den Abend unsre Pferde.
— in: Fink-Henseler, Roland W. (ed.). Brevier fernöstlicher Weisheit. Sprichwörter, Aphorismen und Gedichte aus Japan und China. Bayreuth: Gondrom Verlag, 1984. p. 138.