Xuan zhou xie tiao lou jian bie jiao shu shu yun 宣州謝朓樓餞別校書叔雲
by Li Bai 李白 (701–762)
Dynasty: Tang 唐 (618–907)
Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985. 177.1809.
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Hans Bethge (1876–1946): Herbstliche Stimmung
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Das Gestern flieht dahin, ich halt es nicht. Dem Heut, das auf meinem Herzen lastet, Entreiß ich nicht die Bitternis des Grams. Die Wandervögel nahen schon in Schwärmen, Der Herbstwind braust, ich steige auf den Söller Mit vollem Glas, und luge weit ins Land. Ich denke an die großen, edlen Dichter Vergangner Zeiten, lese ihre Verse, Die so erfüllt von Kraft und Anmut sind. Auch ich versprür in mir ein brausendes Empfinden, und es drängt mich mit Gewalt, Ausdruck zu geben meinem heiligen Feuer. Doch um den großen Geistern nahzukommen, Müßt ich mich bis zum Firmament erheben Und in dem Reich der Sterne heimisch sein. Läßt sich ein Wasserstrahl mit einem Schwerte In Stücke hauen? Kann man seinen Kummer Ertöten mit dem Becher in der Hand? Ein dunkler Abgrund klafft in diesem Dasein Zwischen der Sehnsucht, die uns süß beseligt, Und der Erfüllung, die Enttäuschung ist. Das Beste ist: man wirft sich in ein Boot Und bietet sich, mit sturmzerwühlten Haaren, Der wilden Macht der Elemente dar!–
in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 34f. -
Günther Debon (1921–2005): Auf dem Turm des Siä Tiao gebe ich meinem Onkel väterlicherseits, dem kaiserlichen Textvergleicher Li Yün, ein Abschiedsessen
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in: Debon, Günther. Herbstlich helles Leuchten überm See. Chinesische Gedichte aus der Tang-Zeit, Serie Piper. München, Zürich: R. Piper GmbH & Co. KG, 1989. p. 21. -
Albert Ehrenstein (1886–1950): Auf dem Turm des Abschieds
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in: Ehrenstein, Albert. Chinesische Dichtungen. Lyrik, Werke. München: Klaus Boer Verlag, 1995. p. 327. -
Max Fleischer (1880–1942): Leitspruch
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Wer vermag des Gestern Schwinden aufzuhalten, wer dem heute seine kummerschwere Beute, seine Herznot zu entwinden? Wandervögel nahn in Schwärmen, fliegen vor dem Herbstwind, wiegen sich am Himmel, fliegen, fliegen! Soll ich mich drob endlos härmen? In das Hochgebirge steigen will ich und von schroffer Warte becherschwingend die Standarte meines Tags den Tälern zeigen. An die großen Dichter denk ich, die in alten Zeiten schufen, an die großen goldnen Stufen in den Himmel; selig senk ich meine Seele in sie; fühle süße Schauer mich durchgluten; trinke ihrer hochgemuten Sinne Feuerweine. Ziele waren noch für jede rege Dichterschwinge jene fernen Vorzeitgeister, die den Sternen nahe sind. Wer sie erflöge! Kann das Schwert die Silberschleifen eines Wasserfalls zerteilen? Können wir die Schwermut heilen, die wir trunken kaum begreifen? Zwischen Sehnsucht und Erfüllung schweben wir in diesem Leben. Sollen wir uns darum ergeben? Unsrer wilden Wünsche Stillung liegt in jugendstarkem Wagen. Einen Kahn gilt es besteigen und den Mächten, die uns beugen unsern Trotz ins Antlitz schlagen.–
in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 45f. -
Hans Heilmann (1859–1930): An einen Freund, der auf eine lange Reise ging
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Das Gestern, das mir entflieht, kann ich nicht halten, Das Heute, das mir das Herz bedrückt, nicht von der Kummerslast befrein; Schon nahen die Wandervögel in zahlreichen Schwärmen, die uns der Herbstwind wiederbringt, Ich will zur Warte steigen, meinen Becher füllen und in die Ferne schauen. Ich denke an die großen Dichter der vergangenen Zeiten Und lese mit Entzücken ihre Verse voll Unmut und Kraft. Auch ich fühle in mir ein heiliges Feuer, die Begeisterung will mächtig ihre Schwingen regen. Doch um jene Erhabenen zu erreichen, müßte man sich bis zum Himmel erheben und den Sternen nahn. Wer kann den Wasserstrahl mit dem Schwert zertrennen; Wer vermöchte im Wein seinen Gram zu ertränken! Der Mensch, der in diesem Leben zwischen Sehnsucht und Erfüllung schwebt, Kann nichts tun als sich in den Nachen werfen und, das Haar im Winde flatternd, der Willkür der Elemente ergeben.–
in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 29f. -
Klabund (1890–1928): Abschied
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Das Gestern, das mich flieht, kann ich nicht halten, Das Heute drückt mich wie ein Frauenschuh. Die kleinen Wandervögel schon entfalten Die Flügel herbstlich ihrer Heimat zu. Ich steige auf den Turm, die Arme weit zu dehnen, Und fülle meinen Becher nur mit Tränen. Ob ich, ihr großen Dichter, euer werde? Ich bin gekrönt, wenn mich ein Vers von euch umflicht. Und meine Füße stampfen wohl die Erde, Doch ach zum Himmel tragen sie mich nicht. Wer kann den Springbrunn mit dem Degen spalten? Wie Öl schwimmt oben auf dem Wein die Not. Das Gestern, das mich flieht, kann ich nicht halten. Ich warf mich in ein steuerloses Boot, Das Haar, dem Winde flatternd preisgegeben, Wird mich die Woge auf und nieder heben.–
in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 65. –
in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 58. –
in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 93. -
Volker Klöpsch (1948–): Beim Abschiedsmahl auf dem Turm des Xie Tiao in Xuanzhou für meinen Onkel, den Sekretär Li Yun, geschrieben
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in: Klöpsch, Volker. Der seidene Faden. Gedichte der Tang. Frankfurt a. M.: Insel Verlag, 1991. p. 108f.
With commentary on p. 109. -
Ernst Schwarz (1916–2003): Abschiedslied, geschrieben im Pavillon des Dichters Hsje Tjau
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in: Schwarz, Ernst. Chrysanthemen im Spiegel. Klassische chinesische Dichtungen. Berlin: Rütten & Loening, 1969. p. 219.
棄我去者昨日之日不可留,亂我心者今日之日多煩憂。 長風萬里送秋雁,對此可以酣高樓。 蓬萊文章建安骨,中間小謝又清發。 俱懷逸興壯思飛,欲上青天覽日月。 抽刀斷水水更流,舉杯銷愁愁更愁。 人生在世不稱意,明朝散髮弄扁舟。