月下獨酌四首(其一)“花間一壺酒”
Li Bai 李白 (701–762)
花間一壺酒,獨酌無相親。
舉杯邀明月,對影成三人。
月既不解飲,影徒隨我身。
暫伴月將影,行樂須及春。
我歌月裴回,我舞影零亂。
醒時同交歡,醉後各分散。
永結無情遊,相期邈雲漢。
Die drei Kameraden Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 38.
In blühnder Laube sitz ich stumm beim Wein
Und sehne mich nach einem Kameraden –
Ist keiner da, der mit mir zechen will?
Da naht der Mond und grüßt mich wie ein Freund,
Und noch ein Dritter taucht empor: mein Schatten!
Mein Schatten und der Mond! Bei Gott, zwei stille
Kumpane – und sie trinken keinen Tropfen!
Mein Schatten rührt sich grade so wie ich,
Blaß ist der Mond, – Genossen, seid willkommen!
Auf, laßt uns saufen, bis der Frühling naht!
Ich singe! – und der Mond hört lachend zu.
Ich tanze! – und mein Schatten tanzt mit mir.
Hallo, Genossen! Welch ein Zechgelage!
O bleibt mir treu, – zum mindesten so lange
Wie klarer Sinn in meinen Worten fließt.
Wühlt freilich erst der Rausch durch meine Schläfen, –
Ade dann, Freundschaft! Freunde, dann ade!
Wir trennen uns im Dämmerlicht der Frühe,
Doch nicht lang...
Ja, morgen abend feiern
Wir Wiedersehen, – wollen wir, Genossen?
Die drei Gesellen Hans Böhm (1876–1946)
— in: Böhm, Hans. Lieder aus China. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Mit siebzehn Zeichnungen von Rudolf Grossmann. München: Verlagsbuchhandlung Georg D. W. Callwey, 1929. p. 36.
Unter blühenden Bäumen beim Wein allein –
Da blickt überm Berge der Mond herein;
Gleich stellt mein Schatten als Dritter sich ein.
Zwar auf Wein versteht sich der Mond nur schlecht;
Und mein Schatten ist gar ein närrischer Knecht:
Der äfft mich nur nach, wenn er bechert und Zecht.
Doch – trinken will ich und fröhlich sein,
Solange der Frühling duftet im Wein;
Drum will ich mir eure Freundschaft leihn!
Da flimmert der Mond zu meinem Lied,
Da verrenkt und zerbricht sich Leib und Glied
Mein Schatten, wie er mich tanzen sieht. –
Das war ein fröhlicher Spaß zu drein!
Da waren wir nüchtern, nun sind wir voll Wein,
Nun geht seines Weges ein jeder allein.
Laßt uns lang unser seltsames lebloses Fest
Erneuen, bis uns zuletzt und zubisst
Der Himmelsstrm neben sich wohnen läßt!
Die drei Gesellen Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 70.
Im Gartenhause sitz ich beim Wein
und hätte zu gern einen Zechkumpan.
Da grüßt mich der Mond mit rieselndem Schein.
Von der Wand her grinst mich mein Schatten an.
Herr Mond, magst nicht mein Geselle sein?
Herr Schatten, du machst alle Sprünge mir nach?
Holla, ihr Schelme, wir zechen zu drein!
Holla, schenkt ein, schenkt, ein, schenkt ein!
Noch liegt unser Acker nicht brach.
Herr Mond, was lachst du zu meinem Gesing,
Herr Schatten, was willst du mit deinem Gespring?
Solange ich nüchtern bin, sind wir zu dritt.
Lieg ich unterm Tisch, schnarcht mein Schatten mit.
Mondfackel, lisch aus, lisch aus!
Wir trennen uns ohne Händedruck.
Doch morgen abend, herzlieber Spuk,
sind wieder dreie im Haus.
Trinklieder, I, "Ich sitze in einem Blütenhain" Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Blüthen chinesischer Dichtung. Magdeburg: Commissionsverlag: Faber'sche Buchdruckerei, A. & R. Faber, 1899.
— in: Kürschner, Josef. China. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik. Leipzig: Verlag von Hermann Zieger, 1901.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 44.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 60f.
Ich sitze in einem Blütenhain,
Vor mir voll Wein eine Kann'
Ich muß ihn trinken für mich allein,
Denn es fehlt mir ein Zechkumpan.
Wohlan! ich hebe den Becher empor
Und lade den Mond mir ein.
Sieh da! Dort kommt auch mein Schatten hervor.
Hallo'! jetzt sind wir zu drei'n.
Allein mein lieber Freund der Mond
Versteht sich auf's Trinken nur schwach,
Mein Schatten hingegen ist's besser gewohnt,
Er tut es in allem mir nach.
Sobald ich ein wenig berauscht vom Wein,
Der Mond den Schatten mir bringt.
Drum will ich heiter und fröhlich sein,
Da hold mir der Frühling winkt.
Kaum laß ich ertönen meinen Gesang,
So wiegt sich der Mond hin und her,
Und jedesmal, wenn ich zu tanzen anfang',
So hüpft auch mein Schatten umher.
Wir halten zusammen fröhliche Zech',
Solang wir noch nüchtern sind,
Doch geht ein jeder den eigenen Weg,
Sobald erst der Rausch beginnt.
Wir können nicht immer beisammen sein:
Möcht wandern nicht früh noch spat.
Drum sei unser nächstes Stelldichein,
Wenn der Mond der Milchstraße naht.
— in: Kürschner, Josef. China. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik. Leipzig: Verlag von Hermann Zieger, 1901.
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 44.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 60f.
No title ("Wohlan! ich erhebe den Becher empor") Alfred Forke (1867–1944)
— in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 151.
Wohlan! ich hebe den Becher empor
Und lade den Mond mir ein.
Sieh da! Dort kommt auch mein Schatten hervor.
Hallo! jetzt sind wir zu drei'n.
Allein mein lieber Freund der Mond
Versteht sich aufs Trinken nur schwach,
Mein Schatten hingegen ist's besser gewohnt,
Er tut es in allem mir nach.
Ich brauch' einen Kameraden Conrad Haußmann (1857–1922)
— in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 46.
Ich brauch' einen Kameraden
Hier in der Laube beim Wein:
Der Mond merkt gleich den Schaden,
Als dritter ungeladen
Stellt sich mein Schatten ein.
Der Mond hebt gleich den Humpen,
Der Schatten singt kein Lied,
Doch weil sie Freundschaft pumpen,
Laß ich mich auch nicht lumpen
Und trink' so lang es blüht.
Schaut nur des Mondes Lachen
Bei meinem Rundgesang,
Den Schatten – Sprünge machen!
Sie wollen mit mir wachen,
Doch nicht mehr gar zu lang.
Hat erst der Rausch mich drunten,
Dann werden sie sich drehn.
Lautlos sind sie verschwunden:
In vierundzwanzig Stunden
Steigt doch ein Wiedersehn.
Die drei Gesellen Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 46f.
In der Blütenlaube sitz ich beim Weine
Und hätte gern einen guten Gesellen.
Da kommt der Mond, grüßt mich mit leuchtendem Schein,
Und mein Schatten tut, als wär er der Dritte im Bunde.
Der Mond kann nicht mit trinken,
Und mein Schatten macht nur meine Bewegungen nach.
Aber ich will doch ihre Freundschaft mir leihen
Und zechen und fröhlich sein, so lange der Frühling blüht.
Seht den Mond, wie er lacht zu meinem Gesang,
Seht meinen Schatten, wie er tanzt und springt.
So lange ich noch bei Sinnen bin, bleibt ihr beiden mir treu,
Aber wenn der Rausch meiner Herr wird, ist's mit der Freundschaft aus.
Dann trennen wir uns ohne Lebewohl,
Doch am nächsten Abend feiern wir ein fröhliches Wiedersehn!
Vier Trinklieder, I. "Unter Blumen und Blüten ein Krug mit Wein" Vincenz Hundhausen (1878–1955)
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter in deutscher Sprache. Peking, Leipzig: Pekinger Verlag, 1926. p. 41.
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter des dritten bis elften Jahrhunderts. Eisenach: Erich Röth-Verlag, 1954. p. 41.
Unter Blumen und Blüten ein Krug mit Wein!
Kein Freund will heut mit mir trinken.
Doch der Mond ist da, ich bin nicht allein;
Er grüßt mich mit freundlichem Blinken.
Ich muß mit dem Becher ihm winken.
Der Mond und mein Schatten und ich, wir sind drei,
Das sei eine lustige Runde!
Ach, der Mond ist als schlechter Trinker dabei,
Er lächelt mit trockenem Munde,
Und mein Schatten kriecht träge am Grunde.
Doch sei's, wie es sei! Der Mond ist mein Freund,
Und mein Schatten ist an mich gebunden
Als treuester Sklave, wir müssen vereint
Des Frühlings blühende Stunden
Genießen, bevor sie entschwunden.
Ich singe ein Lied, und der bleiche Gesell
Spannt die silbernen Saiten zur Weise.
Ich tanze. Mein Schatten versteht mich, und schnell
Wie ich selbst, springt er mit mir im Kreise
Und hüpft in vertracktem Geleise.
So scherzen wir wachend, wir drei im Verein,
Bis mein Rausch mir fesselt die Glieder.
Da verlassen sie mich, und ich bleibe allein,
Doch ich finde die trefflichen Brüder
Im Traum auf der Milchstraße wieder.
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter des dritten bis elften Jahrhunderts. Eisenach: Erich Röth-Verlag, 1954. p. 41.
Maifest in Hsien-yang Wilhelm Stolzenburg (1879–1938)
— in: Stolzenburg, Wilhelm. Östlicher Divan, Umdichtungen chinesischer Dichter. Baden: Ferdinant Acker in Wolfach, 1925.
Mein Hsien-Yang lädt zum Feste
Des süssen Maien ein.
Wir sind auf Erden Gäste.
Wir trinken hier den Wein.
Was sollen wir denn Sinnen,
Was grübeln um die Zeit?
Der Wein lässt uns entrinnen,
Der Morgen ist noch weit.
Du wirst ein Greis mit Jahren.
Und Du? Wo gehst du hin?
Hallo, ihr muntern Scharen,
Seht, wie ich durstig bin.
Ich hebe meine Schale
Vor den befreiten Mund.
Zeigt mir nicht eure Male.
Ich trank mich schon gesund.