Elisabeth Oehler-Heimerdinger
female (1884–1955)
Translations
28-
Bai hua 白華: Weggestoßen (Anonymous (Shijing))
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Man schnürt die weißen Blumen Mit weißen Quecken fest. Er aber will sich scheiden, Daß er mich einsam läßt. Die leichte weiße Wolke Gießt Blum und Quecke sacht. Hätt er's doch wie die Wolke – Schwer ist mein Los – gemacht! Des Nordteichs Wellen branden Aufs weite Reisfeld hin. Ich sing und klag mein Herzweh Und denke nur an ihn. Ich hieb den Ast vom Baume Und hab die Flamm entfacht. So hat der Mann, der hohe, In Herzleid mich gebracht. Von Trommelschlag und Pauke Im Schloß das Echo hallt. An ihn denk ich mit Bangen, Er aber, er bleibt kalt. Der Reiher steht am Wehre, Der Storch in Waldesnacht. So hat der Mann, der hohe, In Herzleid mich gebracht. Am Wehr sind Hochzeitsenten, Die Flügel streifen zart. Der Mann hat kein Gewissen, Er ist zwiespält'ger Art. Es ist der Stein, der niedre, Zu nieder seinem Fuß. – Er hat mich weggestoßen, Daß ich jetzt leiden muß.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 50f. -
Biao you mei 摽有梅: Aufmunterung (Anonymous (Shijing))
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Die Pflaumen fallen schon vom Baum Und sieben sind noch droben kaum. Ihr jungen Herrn, die ihr mich wollt, Jetzt ist das Glück euch hold! Die Pflaumen fallen schon vom Baum, Nun hängen drei noch droben kaum. Ihr jungen Herrn, kommt doch noch heut, Jetzt ist die beste Zeit! Die Pflaumen fallen schon vom Baum Und füllen all des Korbes Raum. Ihr jungen Herrn, wer mich jetzt will, Der schweig nicht länger still!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 19. -
Bo qin huai 泊秦淮: Beim Weinhaus (Du Mu 杜牧)
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Der Nebel liegt auf kalter Flut, Das Mondlicht auf dem Sand. Beim Weinhaus lag ich Anker an Des Nachts an Stromes Rand. Die Sängerinnen wissen ja Nicht, wer das Reich verlor, Denn übers Wasser klingt ihr Lied Vom "heimlichen Blumenflor".–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 56. -
Bo xi 伯兮: Die Offiziersfrau (Anonymous (Shijing))
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Ein tapfrer Kriegsheld ist mein Mann, Der tüchtigste im Land. Er führt des Kaisers Vorhut an, Die Lanze in der Hand. Seit ostwärts sich mein Mann gewandt, Hängt wirr mein Haar und los. Hab ich kein duftend Öl zur Hand? - Doch wem schmückt ich mich bloß? Nach Regen, Regen dürste ich, Und immer Sonnenschein! Ich sehne nach dem Gatten mich, Bis Sehnsucht wird zur Pein. Wo find ich des Vergessens Gras? Ich pflanzt' es hinters Haus. - Doch nein, ich denk ohn Unterlaß An ihn, bis alles aus.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 34. -
Bo zhou "Fan bi bo zhou, yi fan qi liu" 柏舟 "汎彼柏舟,亦汎其流": Es schaukelt der Zypressenkahn (Anonymous (Shijing))
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Es schaukelt der Zypressenkahn, Er treibt auf hoher See. Unrast und Trauer fällt mich an, Und heimlich trag ich Weh. Nicht daß ich süßen Weins entbehre, Der mir zur Tröstung wäre. Mein Herz ist nicht dem Spiegel gleich, Der jedes Bild erträgt. Und bin ich auch an Brüdern reich, Sie bleiben unbewegt. Und will mein Leid ich ihnen klagen, Muß ihren Zorn ich tragen. Mein Herz gleicht nicht dem harten Stein, Den hin und her man stößt. Mein Herz gleicht nicht der Matte fein, Die leicht sich rollen läßt. Ich hab gelebt in Ehr und Züchten, Und keiner kann mich richten. Mein armes Herz ist ganz verstört, Viel Haß und Neid mich stach, Viel Unglück hat mich schon beschwert Und manche bittre Schmach. In stillen Nächsten ohne Schlummer Verzehret mich der Kummer. Die Sonn ward wie des Mondes Strahl, Der abnimmt mit der Zeit. Mein armes Herz ist voller Qual Wie ein beschmutztes Kleid. Ach, denk ich, könnt ich Flügel breiten Und fliehn in ferne Welten!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 41f. -
Cai ge 采葛: Ein Tag ohne ihn (Anonymous (Shijing))
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Fasel pflückt mein Schatz am Zaun, Ach, ein Tag ohn ihn zu schaun Ist mir wie drei Monde. Beifuß sucht mein Liebster sich, Ach, ein Taglang ohne dich Ist mir wie drei Herbste. Wermut heut mein Liebster bricht, Seh ich einen Tag ihn nicht, Ist mir's wie drei Jahre.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 23. -
Cao chong 草蟲: O daß ich ihn erspähe (Anonymous (Shijing))
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Wie doch die Heimchen singen, Und wie die Grillen springen! O daß ich ihn erspähe! Mein Herz ist wild bewegt. Wenn ich ihn einmal sehe Und wenn ich bei ihm stehe, Hat sich der Sturm gelegt. Ich steig auf Bergesrücken Und möchte Farnkraut pflücken, Ob ich ihn nicht erspähe! Mein Herz betrübt mich so. Wenn ich ihn einmal sehe Und wenn ich bei ihm stehe, Dann wird mein Herz froh. Ich steig auf Bergesrücken, Den Adlerfarn zu pflücken, Ob ich ihn nicht erspähe! Es ist das Herz mir wund. Wenn ich ihn einmal sehe Und wenn ich bei ihm stehe, Dann wird mein Herz gesund.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 35. -
Chang xiang si (1) "Ri se yi jin hua han yan" 長相思(其一)”日色已盡花含煙“: Das Lautenspiel (Li Bai 李白)
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Die Sonne sinkt am Horizont, Um Blumen Nebel wallen, Die Sehnsucht läßt beim hellen Mond Mich in den Schlaf nicht fallen. Kaum ist der Zither Saitenstrang Am Phönixsteg verklungen, Da hab ich zu der Laute Klang Mir noch ein Lied gesungen. So hab ich denn vom Entenpaar Die Saiten angeschlagen. Der Weise tiefe Deutung zwar Darf niemand weitersagen. Doch dir möcht ich's im Frühlingswind Und mit den Schwalben senden. Dein denk ich, seit getrennt wir sind Weit wie des Himmels Enden. Vor Zeiten glich mein Augenpaar Der feingeschwungnen Welle; Jetzt ist es, aller Schönheit bar, Nur eine Tränenquelle. Und glaubst du nicht, daß deiner Frau Das Herz zerbrach im Leibe, So kehre endlich heim und schau In meines Spiegels Scheibe!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 79f. -
Chen feng 晨風: Vergessen (Anonymous (Shijing))
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Ein wilder Falke stürzt sich jäh Nach Norden wälderwärts. Seit ich den Liebsten nicht mehr seh, Sehnt endlos sich mein Herz. Sag an, wie es nur möglich ist, Daß er so lange mich vergißt! Am Hügel stehn die Eichen hehr, Die Ulmen tief im Grund. Seit ich nicht seh den Liebsten mehr, Freu ich mich keine Stund. Sag an, wie es nur möglich ist, Daß er so lange mich vergißt! Am Berghang Pflaumenbäume stehn, Holzbirnen sind im Tal. Seit ich den Liebsten nicht gesehn, Betäubt mein Herz die Qual. Sag an, wie es nur möglich ist, Daß er so lange mich vergißt!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 37f. -
Chou mou 綢繆: Hochzeitsabend (Anonymous (Shijing))
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Sie: Die Brennholzbündel sind bereit, Drei Sternlein schon am Himmel stehen, O wunderseltne Abendzeit, Da ich den besten Mann darf sehen! Und ich, die ich die Seine bin, Was könnte ich doch tun für ihn? Er: Die Brenngrasbüschel sind bereit, Drei Sternlein hell am Giebel scheinen. O wunderseltne Abendzeit, Wo so sich unsre Wege einen! Und ich, der heute wird dein Mann, Was fang ich mit dem Glück nur an? Die Dornreisbündel sind bereit, Drei Sternlein bei der Tür sich zeigen. O wunderseltne Abendzeit, Da mir mein Weib sich gibt zu eigen! Und ich, der ich nun werde dein, Wie schätz ich, Herrliche, dich ein?–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 26. -
Chun si "Yan cao ru bi si" 春思 “燕草如碧絲“: Die junge Frau (Li Bai 李白)
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Die Gräser wehn in Yen Wie grüne Seide wieder, Die Maulbeerschossen stehn In Tsching noch jung und nieder. Ach, an dem Tage, da Du wirst nach Haus verlangen, Ist mir das Herze ja In Stücke schon gegangen! Der Frühlingswind und ich, Wir sind uns fremd, wir beide. Wie kommt es, daß er schlich In meines Vorhangs Seide?–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 69. -
Chun yuan "Da qi huang ying er" 春怨 “打起黃鶯兒“: Der böse Vögelein (Jin Changxu 金昌緒)
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O jag mir fort das Vögelein, Das draußen zwitschert auf dem Baum! War auf dem Weg zum Liebsten mein, Da riß es mich aus meinem Traum.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 55. -
Da che 大車: Frage die Sonne! (Anonymous (Shijing))
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Laut rollt des Wagens Rad dahin, Sein Staatskleid ist wie Schilf so grün. Dein denk ich jeden Augenblick, Die Ehrfurcht nur hält mich zurück. Schwerfällig geht des Wagens Rad, Sein Staatskleid leuchtet wie Granat. Sag, wie vergäß ich meinen Herrn? Mich hält ja nur die Ehrfurcht fern. Im Leben bleiben wir getrennt, Das Grab vereinigt uns am End. Und glaubst du nicht, daß treu mein Sinn, So frag die Sonne, ob ich's bin!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 24. -
Hai tang 海棠: Die Wartende (Su Shi 蘇軾)
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Vom Osten her weht weich die Luft Beim klaren Mondesstrahl, Im Parke ruht ein schwerer Duft, Der Vollmond füllt den Saal. Ich fürchte, in der tiefen Nacht Die Blume schlummre ein, Drum hab ein Licht ich angefacht, Daß wach sie hält der Schein.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 60. -
Hou gong ci "Lei jin luo jin meng bu cheng" 後宮詞 "淚盡羅巾夢不成": Schlaflos (Bai Juyi 白居易)
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Mein Büchlein wischt die Tränen fort, Noch will der Traum mich fliehen. In tiefer Nacht vom Saale dort Erklingen Melodieen. Eh meine frischen Wangen alt, Ist seine Gunst geschwunden. Am Rauchgas lehn ich müd und kalt Bis in die Morgenstunden.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 89. -
Jie yu chun yuan "Hua zhi chu jian zhang" 婕妤春怨 ”花枝出建章“: Die Favoritin (Huangfu Ran 皇甫冉)
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Die "Blumen" kamen wieder Aus des Palastes Schoß, Schon klingen Phönixlieder Herüber aus dem Kaiserschloß. Nur einmal möcht ich's wagen, Die seine Huld errang, Die eine Frau zu fragen, Ob ihre seidnen Brauen lang.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 85. -
Lu shui qu 淥水曲: Ruht auf der Flut, der klaren (Li Bai 李白)
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Ruht auf der Flut, der klaren, Des Herbstes Mondesschein, So sammle ich beim Fahren Mir weiße Blumen ein. Ist's nicht, als fing der holde Lotos zu reden an, Als ob er trösten wollte Den traurigen Mann im Kahn?–
in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 141. –
in: Fink-Henseler, Roland W. (ed.). Brevier fernöstlicher Weisheit. Sprichwörter, Aphorismen und Gedichte aus Japan und China. Bayreuth: Gondrom Verlag, 1984. p. 27. -
Not determined 未定: Kaisertränen (Aixinjueluo Hongli 薆新覺羅弘歷)
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Sie hat den Gatten nie gesehen Und ist ihm doch gefolgt im Sterben. Ihr anderen Mädchen, keusch und schön, Könnt solche Reinheit nicht erwerben. Schwer fällt es oft dem weißen Haar, Am Lebensabend rein zu bleiben. Wie sollte nicht die Jugend gar Dem Frühlingslicht entgegentreiben! Weil sie ins Reich der Schatten ging, Sind neugeboren Erd und Lüfte, Und weil ihr Blut der Berg empfing, Stehn Baum und Gräser voller Düfte. Wohl wiegen Kaisertränen schwer, Doch heute stürzen sie mir nieder. Auch nicht in tausend Jahren mehr Trifft eine solche Treue wieder.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 114. -
Not determined 未定: Beim letzten Becher Wein (Li Bai 李白)
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Weht der Weidenflaum im Winde, Füllt die Halle sich mit Duft. Jeder folgt dem schönen Kinde, Das zum Wein die Gäste ruft. Und von Nanking alle Jungen Stellen sich zum Abschied ein, Sei es willig, sei's gezwungen, Zu dem letzten Becher Wein. Frage doch den Strom, den breiten, Der hinab nach Osten fließt, Geh und frag ihn, ob das Scheiden Oder ob er tiefer ist!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 58. -
Not determined 未定: Die Verlassene (Li Bai 李白)
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Im Herbst treibt am Hanstrom Wie Demant der Schnee, Der Nord fegt vom Lotos Den Duft in die Höh. Vom Leid, das ich berge, Sag andern ich nicht; Beim Weben und Spinnen Verlöscht mir mein Licht. Ich wische der Tränen Verratende Spur, In Sinnen versunken, Wie spät schon die Uhr! Am Dachrand die Wolken Schaun zu mir herein, Sie leuchten wie Wasser So bläulich und rein. Auf schlafende Vögel Das Mondlicht sich neigt, Laut schreiend die Wildgans Vom Busche aufsteigt. Wo webt noch ein Mädchen Am Hochzeitsgewand Hinter goldenem Vorhang Und seidener Wand? Ich höre vom Fenster, Wie Blatt fällt um Blatt. – O weh mir, der Armen, Die niemand mehr hat!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 72f.
by Li Bai Würde auch hier den Hinweis weglassen, da das Gedicht bereits mit Li Bai verknüpft ist. -
Qiu pu ge shi qi shou (15) "Bai fa san qian zhang" 秋浦歌十七首(其十五)“白髮三千丈”: Ich weiß nicht, wenn ich sah (Li Bai 李白)
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in: Fink-Henseler, Roland W. (ed.). Brevier fernöstlicher Weisheit. Sprichwörter, Aphorismen und Gedichte aus Japan und China. Bayreuth: Gondrom Verlag, 1984. p. 162. -
Qiu pu ge shi qi shou (15) "Bai fa san qian zhang" 秋浦歌十七首(其十五)“白髮三千丈”: Wenn all mein weißes Haar (Li Bai 李白)
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Wenn all mein weißes Haar Zum langen Seil sich bände, So reicht' es doch nicht gar An meines Jammers Ende. Ich weiß nicht, wen ich sah In meinen Spiegel heute, Woher des Herbstes Schnee So dicht aufs Haupt mir schneite.–
in: Oehlke, Waldemar. Seele Ostasiens. Chinesisch-japanischer Zitatenschatz. Berlin: F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, 1941. p. 113f. -
Qiu si "Yan zhi huang ye luo" 秋思 “燕支黃葉落”: Die Einsame im Herbst (Li Bai 李白)
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Vom Schwalbenberg im Sturme Wehn Blätter ohne Zahl; Einsam schau ich vom Turm Nach meinem Ehgemahl. Die grünen Wolken gleiten Zerrissen übers Meer, Herbstliche Lichter breiten Sich weich darüber her. Dort unten ziehn in Haufen Soldaten durch den Sand, Ein Bote kommt gelaufen, Von unsrem Heer entsandt. Ach, daß mein Mann im Ruhme Der Rückkehr Tag vergißt! – Was klag ich, da die Blume Schon am Verwelken ist!–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 71. -
Qiu xi 秋夕: Hirtenstern und Weberin (Du Mu 杜牧)
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Als silberne Kerze Das Herbstlicht glüht, Ein kühler Wind Um den Wandschirm zieht. Mit zierlichem Fächer Aus Seide fein Vertreib ich die schwirrenden Leuchtkäferlein. Die nächtliche Treppe Von weißem Stein Hat wie das Wasser So klaren Schein. Und ruhend blick ich Zum Himmel hin, Zu dem Hirtenstern Und der Weberin.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 61. -
Wu ye ti "Huang yun cheng bian wu yu qi" 烏夜啼“黃雲城邊烏欲棲”: Beim Rabenschrei (Li Bai 李白)
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Gelbe Wolken verwehen, Und der Rabe macht Rast. Schon flog er zum Neste, “Rab rab” ruft's vom Ast. Am Webstuhl wirkt Seide Von Tsitschon das Kind, Wie Rauch wallt der Vorhang, Der grüne, im Wind. Durchs offene Fenster Hört das Schreien sie nun, Da läßt sie laut seufzend Ihr Webschifflein ruhn Und denkt an den Gatten Im leeren Gemach; Die rinnenden Tränen Erhalten sie wach.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 67. -
Xia ri nan ting huai xin da 夏日南亭懷辛大: Stelldichein (Meng Haoran 孟浩然)
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Fern am Abendhügel Geht die Sonn zu Tal, Auf der Seen Spiegel Dunkelt's auf einmal. Mondschein in den Föhren Bringt die kühle Nacht, Rauschen kann ich hören Wind und Quelle sacht. Heimwärts trug vom Walde Man die letzte Last, Auch die Vöglein balde Ruhn auf ihrem Ast. Doch mein Lieb vertraute Mir: >> Ich komm zur Nacht.<< Einsam mit der Laute Halt am Weg ich Wacht.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 59. -
Xin hun bie 新婚別: Warum (Du Fu 杜甫)
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Es suchet das Schlinggras Am Hanf seinen Halt, Doch kriecht es am Boden, Vergehet es bald. Wer gibt einem Kriegsmann Sein Kind in die Hand? Er würfe es besser An Wegesrand. Ich steckte das Haar auf, Ich ward eine Frau, Das Bett meines Herren Ward warm nicht noch lau. Die Hochzeit am Abend, Am Morgen das Gehn... In Hast und in Eile War alles geschehn. Und ist auch der Weg Zu dem Liebsten nicht lang, So muß er doch halten Die Wacht in Hojang. Jetzt stehet mein Herr Zwischen Leben und Tod, Das schafft meinem Herzen Die brennende Not. Ich schwur ihm zu folgen, Wohin es auch geh. Jetzt ist mir im Herzen So angst und so weh. "Des Tages der Hochzeit Gedenke mir nicht. Erfülle du männlich Im Heere die Pflicht! Die Frau wär den Waffen Zum Hindernis, Wenngleich schon ihr Gatte Sie kommen hieß." Ach, ach, dass ich stamme Aus niedrigem Haus! Die Kleider, die seidnen Längst zog ich sie aus. Die Kleider, die seidnen, Trag fürder ich nicht, Ich wusch mir die Schminke Schon lang vom Gesicht. Dort oben wohl fliegen Viel Vögel vorbei. Und große und kleine Zu zwei und zu zwei. Warum ist so wirr nur Der Menschen Geschick? Warum kommt denn ewig Mein Herr nicht zurück?–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 74-76.
slightly abbreviated -
Yuan qing "Mei ren juan zhu lian" 怨情 “美人卷珠簾”: Die Tränenspur (Li Bai 李白)
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Die schönste aller Frauen Sah ich den Vorhang ziehn, Sie saß mit finstern Brauen Tief in der Kammer drin. Ich sah die Spur der Tränen, Die sie kaum ausgeweint, Und weiß nicht, wen ihr Sehnen Damit gemeint.–
in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 64.